Im Digitalen sind wir permanent sichtbar, aber nie ganz greifbar. Wir geben von uns preis, was wir steuern können und verlieren dabei ein Stück der spontanen Echtheit, die nur im echten Leben passiert. Der moderne Mensch ist nicht mehr nur Beobachter, sondern zugleich das Objekt seiner eigenen Beobachtung. Wir führen Regie über uns selbst, wechseln zwischen Authentizität und Inszenierung, oft ohne es zu merken.
Vielleicht ist das die stille Tragik unserer Zeit. Wir sind beides: Schauspieler und Publikum. Wir gestalten Identität, statt sie einfach zu leben. Und doch sind diese digitalen Fragmente, so gefiltert sie auch sein mögen, Teil dessen, was wir wirklich sind.
Das digitale Selbst ist kein Gegensatz zum realen Ich, sondern seine Erweiterung. Ein Spiegel, der nicht lügt, aber auch nicht alles zeigt.